FILMKRITIKEN


Diese  Filmkritiken erschienen im Monatsmagazin ``unterwegs`` der Evangelisch-methodistischen Kirche. Sie beziehen sich nicht auf das aktuelle Kinoprogramm, sondern sind mehr im Sinne einer kritischen Film-Zusammenfassung zu verstehen.

 

28 Tage
(07.05.2000)

 

Gwen genießt ihr Leben mit ihrem Freund! Ausgelassenen Parties und viel Alkohol sind an der Tagesordnung. Doch als sie eines Tages als Brautjungfer im Suff die Hochzeitstorte vernichtet, eine peinliche Rede hält und zuletzt die Limousine klaut und mit ihr den Vorgarten eines Nachbarn rauscht, ist das Maß voll: Gwen wird zu 28 Tagen Entzugskur oder einer Haftstrafe verurteilt. Widerwillig fügt sie sich in die Therapie ein, in der auch andere Süchtige ein vorläufiges Zuhause gefunden haben. Immer wieder erlebt sie und bei den anderen Rückschläge, muß Teile ihrer Vergangenheit aus Kindertagen und ihrer Trinksucht und die gegenwärtigen Konflikte mit den anderen Teilnehmern aufarbeiten... 
Sandra Bullock (Gwen) ist als Hauptdarstellerin reifer geworden: Von Kraft und Ausstrahlung hat sie nichts verloren, dennoch ist diese Rolle anders! Spielte sie vorher noch das kleine Mädchen, so ist sie jetzt quasi die erwachsene Frau, die eben nicht nur mit romantischen Gefühlen oder actiongeladenem Thrill zu kämpfen hat. Auch wenn die Dialoge nicht sehr anspruchsvoll sind: das Thema des Films wird durch manche Gestik und Mimik, dem Thema Sucht entsprechend, klar dargestellt. Allerdings darf das Publikum keine authentische Dokumentation erwarten: Zu oberflächlich erscheint die Auseinandersetzung mit diesem ernsten Thema. Dennoch bietet der Film gute Unterhaltung und genügend Gesprächsstoff für „danach“.
Fazit: Ein Muß für Bullock-Fans und solche, die sie einmal außerhalb ihres bisherigen Klischees sehen wollen.

s.b.


Austin Powers  - Goldständer
(ab: 24.10.2002 – ca. 94 min.)

 

Endlich ist es soweit: Austin wird von der Queen zum Ritter geschlagen. Und noch ein weiterer Grund bereitet ihm Freude: Er rechnet mit der Anwesenheit seines geliebten Vaters und Vorbilds Nigel, der selbst der berühmteste Geheimagent der britischen Regierung ist. Doch dieser taucht mal wieder zu einem der wichtigsten Feiertage seines Sohnes nicht auf – Austin ist tief enttäuscht. Doch als er von seinem Chef hört, dass sein Vater entführt wurde, macht er sich nach ihm auf die Suche... Dazu verbündet er sich sogar mit seinem Erzfeind Dr. Evil! 
Mit „Goldständer“ vollendet Myers nun die Trilogie des Austin-Imperiums. Auch diese Fortsetzung ist abgedreht, schräg, voller überraschender Pointen - und deswegen bestimmt nicht jedermanns Humor. Es wird wieder kräftig durch den Kakao gezogen, bekannte Filmszenen werden einfach umgeschrieben und die Dialoge triefen vor Zweideutigkeiten. Dennoch: wer die vorherigen Filme gesehen hat, wird den dritten Teil nicht missen wollen. 
Ein Leckerbissen für Kino-Fans wird vor allem der Filmanfang sein! Doch auch die Story lässt sich sehen: das lang gehütete Geheimnis der Feindschaft von Austin und Dr. Evil wird endlich gelüftet – und Scott Evil macht Karriere! Bleibt nur ein Wehrmutstropfen: Die deutsche Synchronisation wird es schwer haben, die wirklich gelungenen Wortspiele in ihrem Witz ins Deutsche zu übertragen. Deswegen der Tip: Wer des Englischen halbwegs mächtig ist, sollte sich den Film im Original anschauen!
Fazit: Der Film macht, bei nicht zu kritischem und moralisch-gehobenem Anspruch, gute Laune. Bleibt nur zu sagen: „Groovy, baby!“

mit: Mike Myers, Beyoncé Knowles, Michael Caine, Robert Wagner.

s.b.


Der Guru
(Start: 03.06.)

 

Ricky (Jeff Goldblum) ist erfolglos verantwortlich für das Programm eines Teleshop-Senders. Während die Verkaufszahlen sinken und die Kündigung über seinem Haupt schwebt, lernt er den obdachlosen Teilzeitphilosophen „G“ (Eddie Murphy) kennen. Plötzlich platzt  „G“ während einer Sendung ins Studio - und erreicht unbewußt durch sein philosophisches, kritisches und charismatisches Auftreten gegen den Kommerz neue Rekordeinnahmen. Ricky nimmt „G“ unter Vertrag - doch der wird bald, trotz begeistertem Publikum, sehr unglücklich. Als Ricky seine Beförderung angeboten wird, muß er sich zwischen Freundschaft oder Ausbeutung und Karriere oder Beziehung entscheiden. 
Eddie Murphy („Beverly Hills Cop, Dr. Doolittle“) stellt in dieser 90 minütigen Komödie ein bisher unbekanntes Talent vor: Neben all dem Witz den er verkörpert, schafft er es doch, einen seriösen Charakter mit Pfiff darzustellen. Als „G“ umgibt ihn ein fast religiöser Schein. Auch Jeff Goldblum („Jurassic Park“) mimt  Ricky mit viel Intelligenz und Ausdruck. Gut erkannt auch die zukünftige internationale Marktstrategie: „Wir verkaufen - kaufen Sie nichts! Bestellen Sie jetzt!“ und die Sehnsucht der Welt nach etwas Heiligerem als dem Materialismus!
Fazit: Ein stimmungsvoller und heiterer Film mit philosophischem Tiefgang, der die amerikanischen Verkaufssendungen satirisch auf´s Korn nimmt. Außerdem ein Muß für jeden Murphy-Fan!  


Star Force Soldier
(Start: 10.06.)

 

Todd (Kurt Russel) ist seit seiner Kindheit zu einem gefühlslosen und gehorsamen Soldaten ausgebildet worden. Als eine effektivere Generation von Soldaten erschaffen wird, findet er sich plötzlich auf einem Müllplaneten wieder. Dort wird er liebevoll von vergessenen Siedlern aufgenommen. Sie verstoßen ihn, als er durch Erinnerungen aus seiner Vergangenheit zu unkontrollierten Wutausbrüchen neigt. Als seine ehemalige Kompanie, jetzt größtenteils durch modernere Soldaten ersetzt, auf dem Planeten als Bestandteil ihrer Übungen ein Massaker unter den Siedlern anrichtet, braucht man seine Hilfe...
Fast 100 Minuten lang serviert der Film dem Publikum ein Remake der gesamten „Terminator“- und „Rambo“-Filme. Interessant sind nur die Specialeffects und ein anderes Gesicht außer Schwarzenegger und Stallone; nämlich das von Russel, der es wirklich schafft, seine Rolle glaubhaft zu halten. 
Fazit: „Rambo“ im Weltall  - doch der „Terminator“ war schon da! Trotz guter Ansätze (interessante Landschaftsaufnahmen und dem Hauch einer Liebesbeziehung) und Specialeffects ein Sciencefiction-Film mit wenig Tiefgang - und einer letztendlich  bekannten Story!

s.b.


Der Prinz von Ägypten
(seit 17.12.98)

 

Und wieder hat es ein Bibeltext geschafft, verfilmt zu werden. Diesmal in Form eines abendfüllenden Zeichentrick-Spektakels, von keinem Geringeren als dem Regisseur Steven Spielberg („Schindler´s Liste). Frei nach dem 2. Buch Mose (Exodus) 1-15, wird das Leben Moses, sein Konflikt am Hof des Pharao und seine spätere Berufung zum Führer seines Volkes erzählt.
Auf der unterhaltenden Ebene kann der Film mit viel Action, eindrucksvollen Zeichnungen und Animationen aufwarten. Auch die Handlung ist klar und einsichtig und wird vor allem jüngere Zuschauer begeistern.
Dennoch: Aus „künstlerischen Gründen“ - so der Hinweis im Filmvorspann - sei auf eine biblisch-authentische Aussage zu Gunsten der Filmhandlung verzichtet worden. Hier stellt sich bereits dem christlich-kritischen Zuschauer die Frage, was Spielberg, der selbst Jude ist, mit seinem Werk beabsichtigt: die künstlerische Verarbeitung oder die profitable Ausschlachtung eines biblischen Textes?
Fazit: Ein unterhaltender Film, der Lust auf mehr Bibel machen kann - aber dessen Absicht, gerade bei einem solchen Inhalt, leider fragwürdig bleibt.

s.b.


Die Passion Christi
(seit 18.03.04 – ca. 130 min.)

 

Die Medien haben den Film schon eingehend diskutiert – darum erübrigt sich aus Gründen der vorausgesetzten allgemeinen Bekanntheit des Bibelstoffes eine  Zusammenfassung der Handlung. Letztendlich zeigt der Film nichts weiter als die Folterung und Kreuzigung Christi - unterbrochen durch Aufblendungen der vorangegangenen Worte Christi, dem  Verweis auf´s Abendmahl (während Christus gekreuzigt wird), die Reaktion der Jünger (der Verrat des Judas, die Verleugnung des Petrus) und die um Jesus trauernde Mutter, bzw. Maria Magdalena. Neben dem fiktiven Dialog zwischen Christus und dem Satan im Garten Gethsemane, rafft der Film einzelne Aspekte der Passion aus den Evangelien zusammen. Regisseur Mel Gibson („Lethal Weapon“, „Braveheart“) füllt die Handlungen der (nur tlw. biblisch belegten) Nebencharaktere (z.B. Pilatus´ Frau Claudia) vorsichtig  mit Interpretationen auf. Gut, das gibt dem Film eine größere Dichte!
Allerdings fällt auch auf, dass vermutlich aus Gründen der „political correctness“ und der Gefahr von Antisemitismus die biblisch belegte Aussage des Mobs auf die Anfrage Pontius Pilatus „Sein Blut komme über uns!“ im Film nicht länger als Untertitel gebracht wird. Insgesamt lässt die gesamte Übersetzung des Aramäischen/Lateinischen in die deutschen Untertitel etwas an Präzision zu wünschen übrig!
Es stellt sich die Frage, welche Botschaft Regisseur Gibson eigentlich verkündigen will: denn dem  bibelunkundlichen und nicht religionsvertrautem Menschen wird nicht ohne weiteres klar, warum Jesus Christus eigentlich so leiden muss: Der einzige Vorwurf (vom Hohepriester formuliert) ist die angebliche Gotteslästerung. Doch rechtfertigt dies die furchtbare Folter und Kreuzigung? Frommen Christen wird die Thematik und Begründung des „Sühneopfers“ theologisch hoffentlich geläufig sein - dem „säkularen“ Menschen auch? Als bekennender Christ hätte man von Gibson etwas mehr biblischen Zusammenhang erwarten können (z.B. die Heilungen und Sündenvergebung durch Jesus bereits zu seinen Lebzeiten?) – dennoch hat der Film in den USA  „Erweckungen“ ausgelöst. Die Frage stellt sich, auf welcher Motivation diese beruhen! Das Leiden Christi und sein Tod sind theologisch, ethisch und psychologisch gesehen nicht ohne weiteres jedem Menschen als einsichtige Notwendigkeit zu erklären.  Hier besteht auch in der bereits vorhandenen Christenheit Gesprächsbedarf! Darum sollte der Film als impulsgebend, aber nicht abdeckend erklärend (oder gar „missionarisch“) gewertet werden, zu theologisch einseitig und kurzraffend ist die dargestellte Handlung!  Positiv auffallend ist die Darstellung der Wirklichkeit der Grausamkeit von Folter und Kreuzigung, die zumindest dem (noch) nicht abgestumpften Zuschauer großes Mitleid und Sympathie für Jesus und seine Mutter ermöglichen. Dennoch bleibt der theologische Tiefgang der universalen und bedingungslosen Rechtfertigung des Menschen (seine Schuldvergabe) durch Christus (also Gott in persona) eher verborgen als ent-deckt. Fazit: Eine interessante und spannende Verfilmung des Bibeltextes, theologisch streitbar und mitunter sehr gewalttätig. Nichts für einen romantischen oder religiös-verklärten Abend – aber durchaus brauchbar, den Blick der Medien wieder verstärkt auf´s Evangelium zu lenken. Inwieweit das Filmkonzept langfristige Wirkung unter der Bevölkerung zeigt, lässt sich allerdings in der heute mit Gewalt und religiös-übersättigten Zeit nicht sagen.

s.b.


Die Truman-Show
(11.11. 1999)

 

Stellen Sie sich vor, Ihr ganzes Leben wird von Geburt an bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt gefilmt und live (24 Stunden lang) in jedes Wohnzimmer übertragen! Unglaublich, unfaßbar und pervers denken Sie?
Und doch möglich, in dem neu angelaufenen Kinofilm „Die Truman-Show“. Seit seiner Kindheit wird Truman (Jim Carry, „Ace Ventura“, „Die Maske“) von Kameras überwacht. Nichts um in herum, weder sein Arbeitsplatz, noch seine Freunde, ja nicht einmal seine Frau, ist echt. Alle sind nur Statisten, die in einem eigens dafür gebauten und riesigen Filmstudio Truman eine Realität vorgaukeln. Der einzige, der wirklich „lebt“ ist... Truman! Sein Leben wird als Non-stop-Serie täglich in der ganzen Welt ausgestrahlt - ohne sein Wissen. Millionen von Fernsehzuschauern erleben jedes Detail seines Lebens zur gleichen Zeit am Bildschirm mit...  Bis Truman eines Tages die Wahrheit zu erahnen beginnt. Sein Kampf gegen ein absolut überwachtes und manipuliertes Leben im Auftrag der Quotenjagd beginnt!
Jim Carry, bekannt als ein Chaot der Komik, spielt in diesem Film eine wahrhafte Charakterrolle. Der Handlungsrahmen ähnelt dem Roman „1984“ oder greift einfach gesagt den Spruch „Big brother ist watching you!“ auf. Mit viel Humor, aber auch mit unterschwelligem Zynismus kritisiert der Film unsere voyeuristische
Fernsehkonsumgesellschaft. 
„Die Truman-Show“ ist ein Film, der als ein Hollywoodprodukt mit Tiefgang (trotz Happy-End) und einem liebenswürdigen Jim Carry (trotz vorheriger Slapstick-Komik) überrascht. 
Prädikat: Ein Kinoerlebnis das unterhält - und zum Nachdenken anregt!

s.b.


Ein Chef zum Verlieben – Two Weeks Notice
Mit: Sandra Bullock, Hugh Grant, Alicia Witt.
Ab: 13.02.2003 – ca. 100 min.

 

Obwohl Lucy Kelson (Sandra Bullock) eigentlich eine engagierte Sozialarbeiterin ist, lässt sie sich von dem Millionär George Wade (Hugh Grant) als seine Assistentin engagieren. Natürlich nur, um mit dem hohen Gehalt später weiterhin ihre sozialen Einsätze finanzieren zu können. Ihre Mutter sieht diese Entwicklung als Werteverrat und Anpassung an ein selbstsüchtiges, asoziales System... Mit der Zeit kann sich Wade ohne Lucy nicht einmal mehr die Krawatten aussuchen, Lucy gibt ihm Tennisunterricht und führt sogar seine Scheidungsverhandlung.  Doch irgendwann reicht es Lucy mit dem Dauerstreß und will kündigen – Wade lässt sie schweren Herzens gehen, unter der Bedingung, dass sie selbst für Ersatz sorgt. Lucy findet dafür die attraktive Anwältin June Carter (Alicia Witt), die offensichtlich auch ein Auge auf ihren Chef geworfen hat. Nun müsste Lucy eigentlich glücklich mit ihren Entscheidungen sein... oder? Und was ist mit George? Denn als Lucy kündigt und wieder zurück an ihre Sozialarbeit geht, geht das nicht spurlos an ihm vorbei und muß zum ersten Mal eine eigene Entscheidung treffen...! 
Die Kombination Grant-Bullock lässt auf einen witzigen und unterhaltsamen Abend hoffen – und das Publikum wird nicht enttäuscht. Die Rollen sind, wie schon so oft, auf den Leib geschnitten: Grant spielt wieder einen etwas verwirrten, aber liebenswerten Single (allerdings etwas weniger nervös und weniger Blinzeln), Bullock stapft wieder als kleiner Tollpatsch und „hysterische Emanze“ durch die Handlung – allerdings nicht ohne in einigen Szenen immer wieder mal die Entwicklung vom „hässlichen Entlein“ zum schönen Schwan (wie z.B. in „Miss Undercover“) zu beschreiben. 
Fazit: Ein unterhaltsamer, witziger und romantischer Film – nicht besonders originell, aber schön! Wer die bisherigen Rollen von Grant und Bullock der letzten Zeit mochte, wird hier nicht zu kurz kommen. 

s.b.


Eine wahre Geschichte (The Straight Story)

 

Zwei Brüder. Seit Jahren zerstritten. Als der eine einen Schlaganfall erleidet, macht der andere sich trotz seines Alters auf, um den anderen zu besuchen. Die Zwillinge trennt eine Strecke von über 500 Kilometern quer durch die USA. 
So beginnt der eine Bruder, weil er aufgrund seiner Sehschwäche kein Auto mehr fahren darf, sich seinen Rasenmäher als Transporter mit Anhänger umzubauen – und tuckert los. Mit Schrittgeschwindigkeit auf der Landstraße durch die USA. Und trifft dabei auf interessante Menschen und deren Schicksale. Wird er seinen Bruder wiedersehen?
Die Story hört sich einfach an – sie ist es auch. Sie ist aus dem Leben gegriffen - deshalb mitreißend. Selten ist ein Film so detailliert und minutiös auf die Umgebung eingegangen, in der er spielt: der Zuschauer fühlt sich mit auf eine Reise genommen, fiebert mit dem Hauptcharakter mit, hört das Rauschen der Bäume, fühlt den Regen, riecht das Korn. Für Freunde der Countrymusik ergibt sich zusätzlich ein Genuß! Hollywoodtechnische Stilmittel werden nicht verwendet! Obwohl es um starke Eindrücke und Gefühle geht, wirkt die Handlung nicht kitschig, bleiben die Darsteller authentisch. Fazit: Ein einzigartiges, besinnliches Roadmovie, das ein Stück Leben erzählt und Atmosphäre schafft.

s.b.


Epsteins Nacht
(Start: 07.11.2002 – Länge: ca. 90 min.)

mit: Mario Adorf, Bruno Ganz, Otto Tausig, Günter Lamprecht, Annie Girardot, Nina Hoss.

 

Beim zufälligen Besuch eines Weihnachtsgottesdienstes glaubt Epstein im Gemeindepriester seinen ehemaligen KZ-Peiniger Giesser zu erkennen. Aufgelöst eilt er mit seinem Freund Adam zu dessen Bruder, um über die Situation zu berichten. Adam, der Giesser für den Tod seiner Freundin verantwortlich macht, dreht durch und stellt den Priester und vermeintlichen SS-Mann kurz vor dem nächsten Gottesdienst im Altarraum...
Regisseur Urs Egger („Der Opernball“) inszeniert ein Drama über Schuld, Rache, Vergebung und Bewältigung der schmerzhaften jüdischen Vergangenheit. Sicher ist gerade die Rolle des Priesters Groll eine Kritik an Kirche und Religion – die zum Nachdenken anregt. Behutsam spricht Egger  Grundwerte des Lebens an, stellt das Dilemma von Freundschaft  unter KZ-Bedingungen und die Bewältigung von Schuld durch Vergebung dar. 
Fazit: Dieser Film hat Atmosphäre wie ein Theaterstück – packend, hautnah, realistisch – aufrüttelnd!

s.b.


Family Man
(ab14.12.2000 - Länge: 120 min.)

 

Jack Campbell (Nicolas Cage) ist erfolgreicher Börsenmakler und hat alles was er braucht! Doch nach der Vereitelung eines Überfalles in der Vorweihnachtsnacht ändert sich sein Leben schlagartig: Am nächsten Morgen wacht er, statt in seinem Penthouse, in einem unbekannten Schlafzimmer als Ehemann und Familienvater auf. Völlig verstört  muß Jack feststellen, daß sein altes Leben nicht mehr existiert - und erfährt, daß er dazu bestimmt sei, sein Leben mit Frau, Kindern und seinem Job als Autoreifenverkäufer fortzusetzen. Alptraum oder Lebenstraum - Jack muß sich entscheiden...
Family Man ist eine typische Weihnachtskomödie, die aber emotional bewegt und die Familie (wieder neu) als erstrebbare Erfüllung mit Lebenssinn darstellt. Ohne auf das Niveau des „Schenkelklopfens“ zu sinken, werden  Situationen im Familienleben und der Konflikt zwischen Karriere und Familie aufgegriffen - und das Ende ist ein nachdenkliches, vielleicht nach dem Motto: „Es gibt eine 2. Chance -  wenn du sie nutzt!“
Fazit: Ein ansprechender und romantischer Wohlfühl(Familien)-Film, eben passend zur Weihnachtszeit.

s.b.


Gladiator
(ab 25.05.2000)

 

180 n. Chr. hat das Römische Reich unter Kaiser Aurelius seine größte Ausdehnung erreicht! Nur eine Schlacht gegen die fast schon besiegten Germanen steht noch aus, nur der Sieg trennt den Feldherrn Maximus (Russell Crowe) noch von der endgültigen Heimkehr zu seiner Familie. Nach der erfolgreichen Schlacht reicht Maximus seine Kündigung ein, doch der alte und kranke Cäsar will ihn nicht gehen lassen: Stattdessen bietet dieser ihm die Thronnachfolge an. Commodus, Sohn des Kaisers und eigentlicher Thronerbe, ermordet seinen Vater darauf und will Maximus hinrichten lassen. Doch dieser entkommt schwer verwundet und wird von Sklavenhändlern an den Besitzer einer Gladiatorenschule, Proximo, verkauft. Versklavt als Gladiator ist Maximus einziges Ziel, als Liebling des Publikums zu überleben – und sich zu rächen.
Fast 40 Jahre ist es her, daß Monumentalfilme („Ben Hur“) den Kinobesucher erfreuten. Jetzt hat Regisseur Ridley Scott („Alien“) dieses Genre wieder neu belebt: Der Gladiator kann sich sehen lassen! Neben vielen rollenden Köpfen und Gliedmaßen à la „Braveheart“ gibt es aber auch eine einsichtige Story, viel Emotion und eine 1A Kameraführung. Bestimmt ist das Splatterfest nicht jedermanns Sache – aber es gelingt Ridley, dem Publikum das damalige Denken und Fühlen darzustellen: Der Tod als Geschäft, als Unterhaltung. Der Zuschauer fiebert mit dem Helden mit, weicht entsetzt vor den Gewaltakten zurück, ist aber auch gleichzeitig fasziniert von der Grausamkeit – und entdeckt sich selbst als Voyeur, als Besucher des Colosseums.
Fazit: Ein Monumentalfilm mit viel Aufwand, der trotz viel Gewalt nicht ins Bodenlose abgleitet. Für Freunde des Heroismus und Erlebnisfilms ein Muß!

s.b.


Heaven
(Start: 21.02.2002 – Länge: 95 min.)

 

Philippa (Cate Blanchett) will sich für ihren Ehemann und  ihre Schülerin rächen, die beide an einer Überdosis starben. Darum verübt sie ein Attentat auf den Millionär und Drogenhändler Vendice. Doch der Plan schlägt fehl und statt Vendice sterben unbeabsichtigt unbeteiligte Menschen. Nachdem Philippa von der Polizei festgenommen und verhört wird, verliebt sich der Carabinieri Filippo (Giovanni Ribisi) in die Lehrerin und verhilft ihr zur Flucht...
Regisseur Tom Tykwer verwendete für seinen Film das Drehbuch des Regisseurs Krzysztof Kieslowski als Vorlage. Mit langsamer Kameraführung, minutiöser Darstellung von Landschaften und Realtönen aus dem Alltag schafft er eine ungewöhnlich spannende und filmeigene Atmosphäre. Tykwer setzt sich mit Fragen zu Selbstjustiz, anklagendem Gewissen und einer übermächtigen Liebe auseinander, die diesem allen trotzt. Auffällig sind einige Motive der Handlung, die eine überraschende Nähe zu den Inhalten der Evangelien aufweisen. Nicht ohne Absicht gibt es im Englischen zwei Bezeichnungen für „Himmel“... 
Fazit: Ein Film mit Tiefgang, dessen Botschaften sich erst nach einigem Nachdenken erschließen und zur Diskussion anregen. Mehr sei hier nicht verraten, außer: Empfehlenswert!

s.b.


Ich weiß noch immer was Du letzten Sommer getan hast
(Start: 29.04.99)

 

In dieser Fortsetzung des Vorgängers „Ich weiß was Du letzten Sommer getan hast“ versucht wieder ein Psychopath („Der Fischer“) aus unerfindlichen Gründen das Leben von Julie und ihren Freunden zu vernichten. Diesmal auf den Bahamas - wieder mit seinem grauenhaften Widerhaken, den er statt einer Hand trägt.
Zuerst wollen Julie´s Freunde ihr die Erlebnisse, die sie mit dem „Fischer“ machte nicht glauben, bis dieser plötzlich auftaucht und einen nach dem anderen gewaltsam ermordet!
Typisch  für diese Art von „Horrorschockern“ ist die durch Atmosphäre und Überraschungsmoment erzeugte Spannung. Bis zum Ende des Films weiß das Publikum nicht genau, wer hinter all den Morden steckt - und wie´s weitergeht!
Wer allerdings nicht mit dem Anspruch des „Gruselns“ in diesen Film geht, wird schnell erkennen, wo die nächste „Splatter-Szene“ stattfinden wird. Nicht nur die gezeigte Gewalt, sondern auch die flache Story lassen den 90 Minuten lang gequirlten Psychobrei ziemlich geschmacklos erscheinen.
Fazit: Ein „Schocker“, bei dem man sich gruseln kann - der vertanen Zeit wegen und für Zuschauer die Respekt vor dem Leben haben deshalb nicht empfehlenswert!

s.b.

 

Knallharte Jungs
(Start: 14.03.2002)

 

Flo (Tobias Schenke) hat sich in Maja (Diana Amft) verliebt! Er hat nur ein kleines Problem: Die Ratschläge, wie er mit seinen Hormonen gegenüber der Frauenwelt umzugehen hat, werden in erfolgloser Art und Weise von seinem Freund „Red Bull“ (Axel Stein) und seiner personifizierten Männlichkeit gegeben. Und so manövriert sich Flo durch ungünstige Umstände und Tollpatschigkeit von einer Peinlichkeit in die andere...
Regisseur Bernd Eichinger setzt mit „Knallharte Jungs“ den ersten Teil „Harte Jungs“ weiter fort und erspart seinem Publikum nicht die kleinste Peinlichkeit: Zum Einsatz kommen Sexspielzeuge, verstopfte Toiletten und das diverse Sexfantasien. 
Obwohl der Film einige recht witzige Szenen und Sprüche beinhaltet, wiederholt er doch oft einige der Erst-Lacher und langweilt dadurch schnell. Einige Szenen sind einfach nur geschmacklos und wirken eher verkrampft und dadurch peinlich, als wirklich „witzig“ oder „aufrüttelnd“. Und genau das hat Eichinger auch nicht vor: das Publikum außer in seinem Durst nach Grenzüberschreitung und dem Brechen von sogenannten „Tabus“ zu befriedigen!
Fazit: Ein geschmackloses Remake mit vielen Motiven Marke „American Pie“. Zielgruppe ist ein Publikum mit grobem Humor, dass sich an Peinlichkeiten erfreuen kann oder einfach noch pubertär ist! Für „etwas Reifere“ gilt: spart den Eintritt!

s.b.


Late Show
(Start: 25.02.99)

 

Radiomoderator Engel bekommt die Chance seines Lebens: Der von Querelen und Quotentiefs dauergestreßte Programmdirektor Scheffer vom Sender TELE C möchte mit ihm als Talkmaster DIE Late Show für ein Millionenpublikum produzieren. Sehr zum Mißfallen von Hannes´ Freundin Maria, die gerade genervt ihre Karriere als Serienstar aufgegeben hat. Sehr zur Freude wiederum von Scheffers Mitarbeiterin und Geliebten Carla, die in Engel ein willkommenes Opfer ihrer Intrigenspiele findet. Und sehr zum Ärger von Finanzier Beer, der ungeduldig auf den Bankrott des Senders wartet...
In seinem 111 minütigem Film nimmt Regisseur Dietl („Schtonk“, „Rossini“) diesmal das „Showbizz“  überspitzt und kritisch auf´s Korn: Dargestellt wird das Auf und Ab der Stars und Mächtigen hinter Vorhang, Kamera und Schreibtisch. Daß dabei auch einige sehr geschmacklose Klischees verarbeitet werden, darf den Zuschauer bei dieser Art von Story nicht wundern. Also, besser Augen zu als auf! 
Dem Publikum bestens als Moderatoren im deutschen TV  bekannt, spielen Harald Schmidt und Thomas Gottschalk ihrem Ego nach eher untypische Rollen, so daß man hier schon von einer unverhofften Talent-Entdeckung sprechen kann!
Fazit: Ein Film, der uns mitteilt, was wir leider ohnehin schon wissen: Fernsehen ist oft eher bescheiden! 

s.b.


Letzte Runde - Last Orders
(Start: 31.10.2002 -  Länge: 114 min.)

mit: Michael Caine, Bob Hoskins, Helen Mirren

 

Jahrelang trafen sich der Spieler Ray, Bestatter Lenny, Sohn Vic und Metzger Jack in ihrer Stammkneipe „Coach & Horses“. Doch diese Zeiten sind vorbei, als Jack plötzlich stirbt. Sein letzter Wille: Seine Asche soll über dem Meer verstreut werden - und so machen sich seine Freunde auf den Weg. Während der langen Fahrt beginnt für jeden einzelnen eine Reise in die Vergangenheit zu den Anfängen ihrer Freundschaft. Geheimnisse und Erinnerungen drängen an die Oberfläche und fordern jeden heraus, sich der Vergangenheit zu stellen und den Tod des Freundes zu verarbeiten. 
Regisseur Fred Schepisi („Das Russlandhaus“, „Schrei in der Stille“) gelingt es mit ruhiger Kameraführung, stilvoller Musik und einer anspruchsvollen Story eine dichte Atmosphäre zu schaffen. Auch Dialoge und Schauspieler schaffen es, die Romanvorlage (von Graham Swift) unglaublich realistisch werden zu lassen. In Jack´s Lebenslauf findet sich der Zuschauer mit seinen Ängsten, Wünschen und Sehnsüchten wieder. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Tod“ und den Konsequenzen für die Trauernden wirkt ernst und realistisch – doch nicht ohne Augenzwinkern. Ein Film über anscheinend unspektakuläre Lebensszenen, eine Homage an die eigene Biographie!
Fazit: Ein Film, der nicht auf dem Mainstream liegt – aber dafür umso wertvoller ist! 
Besonders sehenswert.

s.b.


LUTHER
(ab: 30.10. – Länge: 121 min.)
mit: Joseph Fiennes, Sir Peter Ustinov, Uwe Ochsenknecht.

 

Deutschland 1506: Der junge Martin Luther (Joseph Fiennes) gerät in ein schweres Gewitter und wird fast vom Blitz erschlagen. In Todesangst schwört er, nur noch Gott zu dienen und wird nach Abbruch seines Jura-Studiums Mönch im Augustiner-Kloster in Erfurt. Doch dort quälen ihn starke Glaubenszweifel: Luther sucht nach einem Gott, der ihn liebt – und den er lieben kann! Nach seiner Pilgerfahrt nach Rom und seinem Theologiestudium in Wittenberg schlägt Luther 1517 seine 95 Thesen (v.a. gegen den Ablasshandel) an die Tür der Schlosskirche. Als Papst Leo X. (Uwe Ochsenknecht) den Widerruf der Thesen fordert und Luther bedroht, nimmt der Kurfürst von Sachsen (Sir Peter Ustinov) sich dem verfolgten „Ketzer“ an. In sicherer Umgebung kann Luther nun das Neue Testament ins Deutsche übersetzen. Seine Lehren finden immer mehr Anhänger – doch nicht immer werden sie richtig verstanden: Die Bauern erheben sich gegen den Adel und werden blutig niedergemetzelt. Doch das sind erst die Anfänge der Reformation und Religionsfreiheit in Deutschland…
Regisseur Eric Till („Bonhoeffer - Die letzte Stunde“) bietet mit seinem 2-stündigen Film einen weit gespannten Bogen über Luthers Leben. Allerdings muss der Zuschauer schon sehr genau hinsehen und zuhören, denn wie schon in „Bonhoeffer“ wirken die einzelnen Lebensabschnitte und –situationen sehr gerafft. Luthers Leben wird wie in Aufblenden in seinen wichtigsten Punkten dargestellt. Natürlich ersetzt so ein Kinofilm nicht die vielen kursierenden Biographien, bietet aber eine gute Zusammenfassung und Darstellung des Menschen Luthers und seiner Motivation, seiner Gefühle, Schwächen und Taten. Klar kommt die lebensbedrohliche Lage zum Ausdruck, in der Luther sich seit seinem Thesenanschlag befand - und der er zwar in Angst, aber auch mit Entschlossenheit begegnet!  Dass der Filme einige fiktive Szenen aus Luthers Leben zeigt ist aus darstellerischen wie auch drehbuch-technischen Gründen bewusst entschieden worden. An dieser Stelle werden sich die Geister des kritischen Publikums vermutlich scheiden: Um Luthers Biographie Wissende werden sich aus Sorge um Verklärung oder Verfälschung historischer Daten abwenden – andere werden den Film als eine künstlerische Zusammenfassung und Eigeninterpretation verstehen…!
Der Name Luther ist wohl noch den meisten Deutschen bekannt – selbst, wenn sie keine Kirchgänger sind – und doch setzt der Film ein Zeichen gegen das Vergessen und informiert über einen der wichtigsten Teile der Kirchengeschichte, der Deutschland in seiner Sprache, Politik und Religion entscheidend prägte und veränderte.
Fazit: Ein Film, nicht nur für Christen und Historiker – sondern spannend, packend, unterhaltsam und informierend. Im besten Falle stellt sich nicht nur die Lust bei Theologen ein, in einer der vielen erhältlichen Luther-Biographien und -werke nachzuschlagen, das eigene Wissen zu ergänzen und sich tiefer mit dem Menschen Luther und seinem Glauben auseinander zu setzen. Prädikat: Besonders sehenswert!

s.b.


One True Thing - Familliensache
(Start: 18.03.99)

 

In dem 127 minütigen Film wird die fast schon klischeehafte Geschichte einer Familie erzählt: Mutter Kate ist eine emsige und liebevolle Hausfrau, die sich nebenher auch noch für wohltätige Zwecke einsetzt. Ganz anders Vater George: Seine Arbeit als Professor und sein Egoismus belasten die Harmonie der Familie.
Tochter Ellen, eine erfolgreiche Journalistin, die nie in ihrem Leben die Rolle ihrer Mutter verstanden hat oder gar besetzen wollte, wird durch ihren Vater in diese hineingedrängt, als ihre Mutter an Krebs erkrankt und dadurch zum Pflegefall wird.
Als die totkranke Kate an einer Überdosis Morphium stirbt, zerbricht die Familie beinahe an dem Verlust und der ungeklärten Todesursache. Doch mitten in die Verzweiflung hinein entdecken die Angehörigen, daß nur eine Sache wirklich zählt: Die Familie!
In einer Zeit, in der wenig nach Tradition und viel nach  Individualismus gefragt wird, bricht der Film mit seiner  Aussage auffallend hinein: Die Familie als kleine, stärkende, nicht zu ersetzende Zelle! Besonders originell ist die Idee wohl nicht - aber die klare Handlung, die Einfachheit und realistische Ehrlichkeit der Charaktere machen es dem Zuschauer leicht, sich mit der einen oder anderen Rolle zu identifizieren. Obwohl das Thema  Familie in vielen Dramen und Seifenopern des deutschen Fernsehens eine dauerhafte Randbegleitung darstellt, wird es hier einmal direkt in den Mittelpunkt gestellt.
Fazit: Eine Homage an die Familie - man kann nicht mit, man kann nicht ohne!

s.b.


Rollerball
(Start: 21.03.2002)

 

Jonathan  (Chris Klein) und Marcus (LL Cool J) verdienen sich ihren Lebensunterhalt bei der Gladiaotorenshow „Rollerball“. Als Teambesitzer Petrovich (Jean Renno) beginnt, die Spielrunden durch „Unfälle“ blutiger zu gestalten um die Quoten zu erhöhen, dämmert es Jonathan langsam. Um sich aus der Show zu befreien, versucht er die Flucht...
Neben aufregenden Stunts auf Rollerboards durch die Innenstadt, Motorrädern in Halfpipes und rasanter Action bietet „Rollerball“ auch eine ganz passable Story. Leider setzt Regisseur John McTiernan aber seinen Schwerpunkt bei den Actionszenen. Schade, denn in mit den vorhandenen Ansätzen wäre der Film durchaus in gewisser Weise sozialkritisch und noch spannender geworden (allein die Szenen der Demonstration in den Slums und die Flucht bis zur Grenze – gefilmt mit Nachsichtkameras - könnten weiter ausgeschlachtet werden!). Hier hätte die Story eine interessante Wendung erleben und ein Tiefgang erreicht werden können. So bleibt der Film lediglich ein aufregender und kurzweiliger Actionthriller.
Fazit: Coole stunts, Abrechnung mit dem Bösen – bekanntes Schema, unterhaltsamer Streifen für Actionfans.

s.b.


Spy Kids
(ab 04.10.2001)

 

Gregorio (Antonio Banderas) und Ingrid (Carla Gugino) führen ein normales Familienleben. Was ihre Kinder nicht wissen: Früher waren beide als Spione tätig.
Als im Rahmen eines Auftrages ihre beiden Eltern verschwinden und entführt werden, dämmert es Carmen und Juni, daß ihre Eltern nicht so harmlos sind, wie sie immer taten - und begeben sich unter Verwendung der neuesten Spionage-Technik, die sie auch erst noch bedienen lernen müssen, auf die Suche nach ihren Eltern...
Regisseur  Robert Rodriguez („Desperados“, „From dusk till dawn“) versucht in seinem 90 minütigem Werk (á la „Richie Rich“) neben Specialeffects und Action auch die Hauptaussage des Films „Es geht nichts über Familie“ zu unterstreichen. Doch diese wird langsam lästig, da der Zuschauer alle paar Minuten mit familienförderlichen Aussagen überhäuft wird - selbst der Film endet, für den, der es immer noch nicht begriffen hat, mit dieser Aussage.
Ansonsten wird einfache und unterhaltsame Handlung geboten, die vor allem Kinder begeistern wird, die „James Bond“ oder „Mission Impossible“ noch nicht kennen. Vermutlich wird hier eher die Altersgruppe bis 10 Jahre angesprochen sein.
Fazit: Ein unterhaltsamer und familienfreundlicher „Kinder-James-Bond“, etwas kitschig, aber fröhlich. 

s.b.


Star Trek - Der Aufstand
(seit 31.12.98)

 

In ferner Zukunft auf einem noch ferneren Planeten:
Android „Data“, Mitglied  des Raumschiffs „Enterprise“, meutert plötzlich gegen seinen Auftrag - das geheime Überwachen und Ausspionieren eines fremden Volkes. Captain Picard und seine Mannschaft werden hinzugezogen, um ihren Freund wieder zu Vernunft zu bringen. Dabei entdecken sie die Ursache von Data´s Fehlfunktion und kommen der Wahrheit seines eigentlichen Auftrages auf die Spur...
Trotz der aktuellen Fersehnachfolger-Serie „Voyager“ gibt es im Kino ein Wiedersehen mit Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) und seiner altbekannten und geliebten Mannschaft.  Wie schon in den vorherigen  Filmen kann der Besucher mit viel Action, Specialeffects und Computeranimationen rechnen. Die Mischung aus  modernem high-tech Märchen und leicht verdaubarer Aller-Welts-Philosophie kommt auch bei diesem Film, wie auch bei seinen Vorgängern, weiterhin zum Einsatz.  Daß dabei das bewährte Konzept der Serie beibehalten wird und dadurch die Story nicht besonders originell wirkt - wen stört´s? Der vormals krampfhaft angestrebten  Ernsthaftigkeit seiner Vorgänger bietet dieser Teil der „Trekkie“-Filme durch einige Gag-Einlagen mutig die Stirn - und nimmt sich dadurch selbst nicht zu ernst! Unter dieser Betrachtung bietet das Zelluloidwerk Kurzweil und Lustiges  (mit Happy-End) - zum Leid der puritanischen Fans dieses Genres. 
Fazit: Trotz aller Kritik ein Muß für „Trekkies“, solche, die es werden wollen und deren Sympathisanten!

s.b.


The thin red line (Der schmale Grat)
(Start: 25.02.99)

 

„Nur ein schmaler Grat trennt die Wahnsinnigen von den Weisen!“
Basierend auf einem Roman des Zeitzeugen James Jones erzählt der Film die Geschichte einer Marine-Einheit, die zur Zeit des 2. Weltkriegs gegen den japanischen Vormarsch auf den Pazifischen Inseln kämpft. In der Schlacht von Guadalcanal sind die Soldaten extremen Leiden ausgesetzt, die zu grundlegenden Erfahrungen des eigenen Selbst führen. 
Die bedrückenden Bilder der Kampfhandlungen - teilweise an Originalschauplätzen gefilmt - und der minutiöse Charakter des Films schaffen eine Atmosphäre, die dem Besucher ob des gezeigten die Tränen in die Augen treibt. Was den Film von anderen dieses Genres unterscheidet, ist die ungewöhnliche Darstellung des Gegensatzes von brutaler, mechanisierter Kriegsführung und unberührter Wildnis. Der Besucher wird nicht nur mit dem menschlichem Leid innerhalb eines Krieges konfrontiert, sondern auch wie die gesamte Schöpfung unter dem Ausmaß menschlicher Zerstörungswut leidet. Indirekt wird klar, wie sehr sich der Mensch innerhalb allen Chaos nach einem friedvollen, unberührten Ort sehnt. Die Darstellungen der Gefühle und Beziehungen der Soldaten zueinander geben dem Besucher weiterhin die Möglichkeit, sich mit den Charakteren zu identifizieren. Trotz aufwendiger Umsetzung, liebevoller Recherche und Star-Besetzung (George Clooney, Nick Nolte, Sean Penn u.a.)  bleibt dennoch die Frage, welches Ziel Regisseur Terrence Malick („Badlands“) mit seinem 170 minütigen Werk beabsichtigt: Denn zur puren Unterhaltung ist der Film nicht fähig - zu bedrückend sind die Bilder und auch die Kategorie Anti-Kriegsfilm ist hier nicht zutreffend. 
Fazit: Interessante und anspruchsvolle Adaption. Nicht schön - aber gut!

s.b.


The Tuxedo – Gefahr im Anzug

(mit: Jackie Chan, Jennifer Love Hewitt)

ab 05.12.2002 – Länge: 90 min.

 

Jimmy Tong (Jackie Chan) ist der schnellste Taxifahrer von New York. Darum wird er kurzerhand als Chauffeur des Topagenten und Millionärs Clark Devlin engagiert. 
Als sein Chef bei einem Attentat schwer verwundet wird, schlüpft Jimmy in dessen Rolle, um den Fall aufzuklären. Dabei kommt er in den Besitz des nobelsten Anzugs Devlins: Ein mit Hightech ausgestatteter Smoking, der aus Jimmy eine unüberwindbare Kampfmaschine macht. Doch die neue Identität beschert Jimmy so manche Überraschung und lebensbedrohliche Situationen. Langsam beginnt Jimmy die Zusammenhänge zu erahnen und steht plötzlich einem mächtigen Gegner gegenüber, der die Weltherrschaft an sich reißen will...
Regisseur Kevin Donovan bleibt mit „Tuxedo“ in der Tradition der letzten Jackie-Filme: Rasante Action, schöne Stunts – doch diesmal nicht von Jackie Chan allein, sondern mit der Unterstützung von computerunterstützten Specialeffects. Diese Szenen wirken recht witzig, gehen aber zu Lasten des sonstigen Potentials des Actionstars! Wieder einmal spielt Jackie einen witzigen, netten, etwas naiv wirkenden Charakter, der durch (un-)günstige Zufälle wieder unfreiwillig in schwierige Situationen verwickelt wird. Diesmal steht im die attraktive aber etwas spröde Wissenschaftlerin Del Blaine (Jennifer Love Hewitt) zur Seite. Die Story wirkt nicht besonders originell (unfreiwilliger Geheimagent rettet die Welt), aber Dialoge und Action sorgen für gute Unterhaltung. Für Liebhaber, die auf die „pure“ Akrobatik des Actionstars stehen, sind die Specialeffects mit Jackie bestimmt etwas Ungewohntes! Kleines „Bonbon“: Jennifer Love Hewitt spielt sich (einfach süß) nach „vorne“ und ein bekannter „Popstar“ tritt nur kurz auf, da er vor seinem Auftritt niedergeschlagen wird. 
Fazit: Ein typsicher Jacki-Chan-Film im „James-Bond-Stil“ – kurzweilig, witzig, unterhaltsam.. Für Jackie-Fans sowieso ein Muß!

s.b.


Virgin Suicides

 

Alles beginnt mit dem Selbstmordversuch der jüngsten Tochter einer amerkanischen Familie. Die Eltern schotten ihre weiteren 4 Töchter gegen die Außenwelt, Parties, Jungs und Beziehungen systematisch ab. Dennoch ergibt sich hier und da die Gelegenheit, dem tristen Familienleben zu entrinnen... zuletzt im gemeinschaftlichen Selbstmord der restlichen vier Schwestern!
Die Verfilmung der 1995 erschienen Novelle überzeugt schauspielerisch -allein die hintergründigen Aussagen sind nicht leicht zu erkennen, so daß vielleicht mancher Besucher enttäuscht das Kino verläßt.
Der Film kritisiert beiläufig durch die Szenenhandlung die Abstumpfung, Ignoranz und Kommunikationsunfähigkeit der Gesellschaft der 70´er Jahre. Die Kirche versagt in ihrer Seelsorge, Probleme werden tot-geschwiegen - aber moralisch-fanatisch gelenkt und bedingt! Beobachtungen von anderen werden mystifiziert und als Abenteuer gesehen - und Parties finden aufgrund einer Umweltverpestung statt. Ob diese Aussagen nur für damals gelten? Ob das Publikum nicht am Voyeurismus hängenbleibt, sondern auch „für sich“ etwas mitnimmt, bspw. Veränderung?
Fazit: Ein anstrengender, herausfordernder, aber auch unterhaltsamer, skuriler Film - mit Kritik.

s.b.


Unbreakable - Unzerbrechlich

(Start: 28.12.2000 - Länge: 105 min.)

 

David Dunn (Bruce Willis) ist der einzige Überlebende eines verheerenden Zugunglückes - völlig unverletzt, ohne Beule oder Schramme ist er ein gefundenes Fressen für die Zeitungen. Hatte er einfach nur Glück - oder gibt es einen tieferen Grund für sein Überleben?
Plötzlich tritt der mysteriöse und schwerkranke Elijah Price (Samuel L. Jackson)  in sein Leben und behauptet, den Grund für Dunn´s Unversertheit zu kennen...
Regisseur M. Shyamalan gelingt es auch in diesem Film wieder, eine spannende und düstere Stimmung durch Perspektive und Beleuchtung zu erzeugen. Trotz der schauspielerischen Leistung eines Bruce Willis reicht „Unbreakable“ aber nicht an „The Sixth Sense“ heran - die Story beinhaltet zwar auch eine unvermutete Pointe, wirkt aber nicht neu: Der Kampf „Gut gegen Böse“ wirkt als Thema schon recht abgegriffen. Dennoch: Für  ein Werk, daß sich auch um amerikanische Comics und ihre Aussagen dreht, gibt es wirklich wenige kitschige Szenen!
Fazit: Ein unterhaltsamer und spannender Film. Für Willis-Fans ein Muß!

s.b.


Waterboy

 

Bobby ist bereits 31 Jahre alt, wohnt (noch) bei seiner Mutter und verdient sich sein Geld als Wasserträger bei einem Footballteam. Obwohl er seinen Job mit viel Leidenschaft und Verantwortung durchführt, wird er nur verlacht. Nach einem Wechsel zum gegnerischen Team entdeckt Trainer Klein in Bobby seine bisher unwahrscheinlichste Begabung... Football!
„Waterboy“ setzt mit seiner Handlung dort an, wo „Forest Gump“ aus dem Stadion rannte: beim Werfen und Fangen von Amerikas berühmtesten „Ei!“
Die Idee vom Aufstieg einer minderbegabten, einfältigen Person zum umjubelten Star (diesmal eben Football), die letztendlich über alle bisherigen Schicksalsschläge triumphiert, wirkt nicht gerade neu - dennoch schafft es der 90-minütige Film, den Zuschauer durch frische Akteure und altbewährte Slapstick-, Situations- und Alltagskomik zu kurzweilen! Natürlich dürfen dabei auch Themen wie Romatik, Freundschaft und Elternhaus nicht fehlen - und so wird dem Besucher die Chance gegeben, sich mit der einen oder anderen überspitzten Szene identifizieren zu können.
Fazit: Eine fröhliche Sportparodie, aber kein Kassenschlager! Dafür gibt´s ein leises Lächeln auf den Lippen beim Verlassen des Kinos!

s.b.


Heart
(Start: 06.05.99)

 

Gary leidet unter den Folgen eines Infarktes! Doch durch die Transplantation eines neuen Herzens steigert sich wieder seine Lebensqualität... wenn da bloß nicht seine untreue Gattin wäre! Gary sucht den Spender seines Herzens - und stößt dabei auf Maria, deren verunglückter Sohn vorheriger Besitzer war. Durch Marias Einfluß entdeckt Gary die erneuten Treuebrüche seiner Frau - rasend vor Eifersucht engleitet ihm die Kontrolle, die Situation eskaliert... 
Die Story des 80-minütigen Thrillers ist aus den bekannten Zutaten Schicksal, Betrug, Eifersucht, Rache und Gewalt gestrickt!
Allerdings wirkt die „englische“ Kombination (blutig, roh!) dieser Bestandteile durch die unbekannten Schauspieler und durch die Erzählweise (Rückblende) doch etwas interessanter als ähnliche Produktionen aus Hollywood! 
Regisseur Charles McDougall („Für alle Fälle Fitz!“) schafft mit seinem Werk genau das, was er wollte: einen schnellen, emotionalen, fesselnden Film!
Tatsächlich aber fesselt der Film  weniger durch seine Handlung, als  durch die Gefühle, mit denen der Besucher das Kino verläßt - und die können zwischen „thrill“ und Ablehnung schwanken!
Fazit: Nur ein „guter“ Thriller für Freunde dieses Genres und Feinde des „Happy-End“ und „Die-Welt-ist-nur-manchmal-schlecht-Films!“  

s.b.


Zug des Lebens

 

1941! Abgehetzt und laut klagend erreicht der allseitsbekannte „Dorftrottel“ sein jüdisches Dorf in Polen! Erschreckende Neuigkeiten hat er den Bewohnern mitzuteilen: Die Nazis kommen und haben auf ihrem Weg schon ganze Siedlungen gefangen genommen und abtransportiert! 
Nach langer Beratung und vielen Zweifeln entscheidet der Ältestenrat zugunsten der Idee des „Verrückten“: Das Dorf deportiert sich selber und wird versuchen, mittels eines gekauften Zuges nach Israel zu entkommen.
Naziuniformen werden genäht, der deutsche „Dialekt“ gelehrt und gelernt – und so manches mehr, was viele der einfachen Bewohner nah an den Rand eines Infarktes oder der Verzweiflung bringt. Schließlich macht sich ein ganzes Dorf mit seinem Hausrat und Vieh, verpackt in einen restaurierten Zug, auf den Weg in die wahre Heimat! Unterwegs gilt es viele Weichen zu stellen, politische Unruhen auszuhalten und vor allem die „Deutschen“ zu überlisten...
Fazit: Eine Komödie mit starkem Augenzwinkern, die sich dem Thema des Holocausts einmal von einer anderen Seite nähert! Obwohl der Film bestimmt nicht tragisch-ernst wirken will, bleibt er dennoch nicht im Happy-End stecken! Das Ende bleibt offen...

s.b.